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Radfahren in der Stadt – Wege zu geringerer Schadstoffbelastung

Industrie

Die Medien sind gerade bestimmt von einem Top-Thema: Feinstaubbelastung in Deutschen Städten. Tierversuche zur Schädlichkeit von Stickoxiden. Manipulationen von großen Autobauern um die Ökobilanz zu beschönigen. Schon vor einiger Zeit stellte ich mir als passionierter Radfahrer die Frage, wie sinnvoll aus gesundheitlicher Sicht ein Fahren im Berufsverkehr hinter den Schloten der Autos und Busse ist. Da es hier schwer ist, belastbares Material für den konkreten Fall zu finden habe ich mich bei meinen Überlegungen vor allem auf meine Nase verlassen: Es stinkt einfach unsagbar, wenn man hinter Dieselautos fährt, der Benziner ist auch nicht viel angenehmer. Eine Lösung musste also her.

Welche Schadstoffe sind in Autoabgasen enthalten?

Vor allem werden Kohlendioxid und Kohlenmonoxid durch den Auspuff in die Umwelt geblasen. Weiterhin finden sich Stickoxide, Benzindämpfe und Feinstaub bzw. Rußpartikel. Schwefeldioxid, Cadmium, Blei und andere Schwermetalle komplettieren den Cocktail. Natürlich sollte keine Hysterie entfacht werden. Durch technische Vorrichtungen werden bestimmte Schadstoffarten bereits vor dem Ausstoß aus dem Auspuff reduziert. Gesundheitsförderlich sind Autoabgase aber mit Sicherheit nicht, so dass es sich lohnen kann, über weitere Maßnahmen zur Verringerung der Aufnahme nachzudenken.

Was ist Feinstaub?

Ein Thema, vor allem in Zusammenhang mit modernen Dieselmotoren ist die Feinstaubbelastung. Die Stadt Leipzig schreibt dazu auf ihrer Seite:

Als Feinstaub oder englisch „Particulate Matter“ (PM) wird ein Teil der in der Luft suspendierten Schwebstoffe (Schwebstaub) bezeichnet. Schwebstoffe bestehen aus festen oder flüssigen Partikeln, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen – schweben.

Je nach Korngröße der Partikel werden diese in einzelne Fraktionen unterteilt. Unter PM10 sind alle Partikel zu verstehen, deren Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer (das sind 10 Millionstel Meter) ist. Eine Teilmenge der PM10-Fraktion sind die feineren Partikel, deren Durchmesser weniger als 2,5 Mikrometer beträgt. Diese werden als „Feinfraktion“ oder PM2,5 und im Gegensatz dazu Partikel im Größenbereich 2,5 bis 10 µm als „Grobfraktion“ bezeichnet. Partikel die kleiner als 0,1 Mikrometer (100 nm) sind, werden als ultrafeine Partikel (PM0,1 oder häufig UP für „Ultrafine Particles“) bezeichnet.

Die meisten Aktivkohlefilter in Fahrradmasken filtern Teilchen bis zu einer Größe („Kleine“) von PM 2,5. Teilchen dieser Größe, werden kaum noch von den Schleimhäuten oder den kleinen Härchen der Nase zurückgehalten und wandern tief in die Lunge. Gelangen diese Teilchen in die Lungenbläschen, können sie sich dort absetzen und Allergie- und Atembeschwerden, Husten oder langfristige Schäden des Herz-Kreislaufsystems begünstigen. Das Umweltbundesamt geht sogar von einer erhöhten Sterblichkeit, verursacht durch Feinstaubbelastung von 41.500 für das Jahr 2015 aus.

Feinstaubbelastung Umweltbundesamt

Was bringen Fahrradmasken in der Stadt?

Fahrradboten in New York schwören auf Atemschutzmasken mit speziellen Filtern, die zumindest einen Teil der Schadstoffbelastung reduzieren können.

Klar ist: Fahrradmasken sind nicht für Feuerwehrleute und Arbeiter im Chemiebereich gedacht. Natürlich filtern sie nicht alle Schadstoffe heraus. Natürlich findet keine Frischluftzufuhr statt. Und natürlich steht und fällt die Filterleistung mit dem korrekten Sitz des Maske. Regelmäßiges Tauschen des Filters ist ebenfalls wichtig, da sich sonst schnell neue Belastungen durch Verkeimung oder Bildung von Schimmel bieten. Je nach Schadstoffart filtern die Masken einen kleinen bis mittleren, zum Teil auch überwiegenden Teil heraus. Greenpeace hat Fahrradmasken mit Aktivkohlefilter getestet und festgestellt das folgende Filterleistungen bei korrekt getragener Maske bestehen:

Kohlenmonixid: -17 %

Stickstoffdioxid: -60 %

Schwefeldioxide: -30 %

Rußpartikel: -30 %

Ozon: -87 %

Das „Instituto Autonomo de Investigaciones Ecologicas (INAINE) Mexico“ führte ähnliche Tests durch und kam zu folgenden Ergebnissen:

Blei: -75 %

Pollen: -95 %

Unterm Strich sprechen Hersteller und Prüfer von einer durchschnittlichen Reduktion der Schadstoffbelastung von 50-75 % (bei korrekter Trageweise!) – ein durchaus ordentlicher Wert, wie ich finde.

Lohnen sich Fahrradmasken?

Diese Frage lässt sich nur individuell beantworten. Auch jemand, der nur ein Mal im Monat mit dem Fahrrad im Verkehr unterwegs ist nimmt mit einer Filtermaske weniger Schadstoffe auf. Ob ihm dies die Investition für die Maske (ab ca. 20 €) und den regelmäßigen Filtertausch (10-20 € pro Monat) Wert ist, muss jeder selbst entscheiden.

Je mehr gefahrene Kilometer zurückgelegt werden, desto höher ist das Potential für einen Vorteil durch Filterung. Wohlwissend, dass es mit diesen einfachen Masken keinen hundertprozentigen Schutz geben kann, bieten sie eine beachtenswerte Möglichkeit die Belastung zu vermindern.

Gerade Fahrradkuriere oder Menschen, die Tag für Tag mit dem Rad auf die Arbeit fahren (was fast immer zur Stoßzeit stattfindet und somit einen hohen Abgasausstoß zur Folge hat) haben zumindest die Möglichkeit, weniger Gift und Schwermetalle aufzunehmen als unbedingt nötig.

Ich selber nutze seit über einem Jahr eine Maske der britischen Firma Respro, genauer das Modell Cinqro. Positiver Nebeneffekt: Fahrten im Winter sind deutlich angenehmer da die eiskalte Luft bei höheren Geschwindigkeiten weniger ins Gewicht fällt.

Fahrradmaske

http://respro.com/store/product/cinqro-mask

Ohne eine wissenschaftliche Aussage treffen zu wollen: Im Bild sehen Sie einen ca. 3 Monate intensiv genutzten Filter (links, das Wechselintervall wurde vergessen 😉 ) neben einem neuen Wechselfilter.

Filter im Vergleich
Filter im Vergleich (links: gebraucht, rechts: neu)